Ansprache Susanne Zschätzsch
Wort-Gottes-Feier 08.05.2022
4. Sonntag der Osterzeit
In Anlehnung an einen Vorschlag aus dem Buch "Ideenwerkstatt Gottesdienste" Nr. 4/2022/Lesejahr C aus dem Herder-Verlag.
»Meine Schafe hören auf meine Stimme…«, so haben wir es gerade im Evangelium gehört. Doch eigentlich müsste es heißen: »Meine Schafe hören meine Stimme«– das ist vom griechischen Urtext her richtig.
Und gerade darin, in diesem kleinen Wort »auf«, liegt ein großer Unterschied.
»Hör auf deine Lehrerin!«– so mahnen Eltern ihre Kinder seit Generationen. Und sie meinen natürlich: Hör genau zu und tu, was sie sagt! Das kann man hier bei raschem Drüberlesen raushören: Jesus meint wohl, dass man auf ihn hören– horchen– und folglich ge-horchen soll. Und wer von uns will es denn nicht gut und richtig machen?
Aber ist das hier wirklich gemeint? Passt das so zur Art und zum Herzen Jesu? Wenn man liest: Meine Schafe hören meine Stimme– also ohne das »auf« darin, ergibt sich ein anderer Sinn.
Dazu müssen wir wissen: Wenn Schafhirten sich treffen und ihre Herden sich mischen, dann trennen sich diese Herden beim Abschied ganz einfach, wie von selbst, wieder: Die Hirten lassen ihre Stimme erklingen– und jedes Schaf weiß, zu welchem Hirten es gehört, und läuft zu ihm.
Das ist ein einladender Gedanke: Ein Schaf versteht nicht die Worte, die es hört. Es hört eine Lautfolge, eine Sprachmelodie. Aber es erkennt zweifelsfrei seinen Hirten und folgt nur seiner Stimme, es vertraut ihm.
Wenn ich also versuche, meinen Gott, meinen Hirten zu verstehen– und sogar ihm gehorchen will – darf ich mich erinnern: Ich brauche nur seine Stimme zu erkennen. Es geht um Beziehung, es geht um Vertrauen, nicht um (Folge) leisten, um gehorchen. Wenn ich Ihm vertraue, wenn ich Ihn liebe, werde ich mich von selbst bemühen, auf Ihn zu hören.
Ich glaube, wir alle hier tragen in uns die Sehnsucht nach der Nähe Gottes, nach Seiner Liebe, nach Seiner Führung. Sonst wären wir nicht hier. Und da Glauben in Gemeinschaft leichter ist als alleine zu Hause, hat sich um den Altar herum Gemeinde gebildet. Gemeinde, die sich gegenseitig und in der Gemeinschaft mit Gott stärkt und trägt. Dazu braucht es den Priester, vielleicht auch Hauptamtliche, aber vor allem uns alle, Große wie Kleine, Kinder und Erwachsene. Und von denen gibt es viele, die freiwillig und gerne ihren Teil dazu beitragen, damit die Gemeinde leben kann und somit Gottes Wort zu allen kommen kann.